MFJB

4. 10. 2020, 15.00 Uhr

Mozart-Saal des Theaters Reduta

Josef Suk Piano Quartet

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Gustav Mahler (1860–1911): Klavierquartett a-Moll

Alfred Schnittke (1934–1998): Klavierquartett

Leoš Janáček (1854–1928): Klaviertrio, JW X/22, Rekonstruktion Miloš Štědroň

Josef Suk (1874–1935): Quartett a-Moll, op. 1 für Klavier, Violine, Viola und Violoncello

Das Konzert präsentiert Kammerwerke führender Komponisten der Jahrhundertwende und illustriert gleichzeitig die Problematik der Rekonstruktion von Werken, die sich nicht bis in unsere Tage erhalten haben, durch andere Musikschaffende.

Das Klavierquartett a-Moll von Gustav Mahler ist das einzige erhaltene Kammerwerk dieses Großmeisters der symphonischen Musik. Das Stück entstand wohl im Jahr 1876 während seines Studiums am Wiener Konservatorium. Es ist nur als Torso erhalten, wobei nicht ganz klar ist, ob es nicht bei seinen einzigen drei Aufführungen im Entstehungsjahr noch eine andere, ausgearbeitetere Form hatte. Den ersten Satz des Quartetts entdeckte Mahlers Gattin Alma erst in den Sechzigerjahren, und 1964 erlebte es seine zweite Uraufführung. Neben diesem vollständigen ersten Satz sind als Manuskript lediglich noch einige Takte des Scherzos überliefert.

Den Torso ergänzte später Alfred Schnittke, einer der bemerkenswertesten Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der 1988 auf das Stück gestoßen war. Auf der Basis der erhaltenen 24 Takte schuf er ein sehr individuelles Werk, das keinesfalls nur einen bloßen Rekonstruktionsversuch darstellt, sonder eher eine Art „Erinnerung daran, was nicht erfüllt wurde“. Schließlich können wir dieses Werk auch als einzigartiges Palimpsest begreifen, dessen ursprüngliche Schicht aus der Feder Mahlers langsam verschwimmt, um durch eine neue Schicht überdeckt zu werden, die jedoch die ursprüngliche Mitteilung kommentiert und sie erneut zum Leben erweckt.

Janáčeks Klaviertrio aus dem Jahr 1908 hat sich nicht bis in unsere Zeit erhalten. Nachdem es seine Premiere 1909 im Brünner Klub der Kunstfreunde erlebte, verliert sich seine Spur nach einer Aufführung im Jahr 1922. Es ist aber so gut wie sicher, dass die Komposition von Janáček selbst vernichtet wurde, der Passagen aus dem Trio später zu einem Streichquartett umformte. Das Geheimnis dieser verschollenen Komposition und eine gewisse Neugier, wie sie in dieser Besetzung überhaupt geklungen haben mag, hat wiederholt zu Rekonstruktionen des Stückes durch Rückableitung aus Janáčeks Quartett zu Tolstois „Kreutzersonate“inspiriert. Jede Adaption verrät dabei eine andere Vision, eine andere Perspektive. Im Rahmen des Konzerts wird eine Version aus der Feder von Miloš Štědroň zu hören sein.

Das dreisätzige Klavierquartett von Josef Suk aus dem Jahr 1891 trägt als erstes Werk dieses Komponisten eine Opusnummer. Dass Suk schon zuvor viele Stücke geschrieben hatte, belegt die ausgeprägte Reife dieses Werkes, welches während seines Studiums am Prager Konservatorium in der Klasse Antonín Dvořáks entstand. Dieser war von dem Quartett sehr angetan, den zweiten Satz des Stückes kommentierte er mit den Worten „Sie sind ein Pfundskerl!“. Kein Wunder also, dass der junge Josef Suk dieses Werk seinem geliebten Lehrer widmete.

Autor: Jiří Zahrádka